Kippfenster-Syndrom
Sind DEINE Fenster eigentlich ausreichend gesichert?
Jeder Katzenhalter kennt es. Die Frage von Tierschutzvereinen bei Adoptionen eines neuen Familienmitglieds:
„Sind Ihre Fenster ausreichend gesichert?“
Am Mittwoch gab es in unserem WhatsApp Chat den folgenden Notruf:
Ich habe einen Notfall
Unkastrierter Kater, kein Chip, eingeklemmt im Kippfenster von einem Schuppen.
Wie lange er da drin hing, weiß keiner!
Die Hinterbeine sind gelähmt, er blutet stark aus dem Po. Wer kann in die Klinik fahren?
……………
Die Hauptschlagader, Nerven, die Wirbelsäule und innere Organe wie zum Beispiel die Nieren, die Blase und der Darm können, wenn eine Katze immer tiefer in die schmale Öffnung des Kippfensters rutscht, stark gequetscht werden. Je länger die Katze im Fenster festhängt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie bleibende Schäden davonträgt. Im schlimmsten Fall stirbt sie.
Selbst das Befreien des Tieres bringt hohe Risiken mit sich, durch die erneute Durchblutung der abgequetschten Körperhälfte werden dort gestaute Stoffwechselprodukte und Blutgerinnsel schlagartig wieder in den ganzen Körper geschwemmt – mit unabsehbaren Spätfolgen, beispielsweise schwere Herzrhythmusstörungen sind möglich.
Innerhalb von 30 Minuten konnte der arme, zahme Kater in die Klinik gebracht werden. Die Prognose war schlecht. Er hatte Untertemperatur und blutete stark aus der Blase. Die Hinterbeine waren gelähmt.
Solche Tiere sind immer Notfallpatienten. Sie müssen aufgewärmt werden, brauchen Infusionen, Schmerzmittel und müssen rund um die Uhr überwacht werden.
Per bildgebender Diagnostik werden Brüche oder Organschäden abgeklärt.
Die Prognose hängt davon ab, wie schlimm die bereits entstandenen Schäden sind.
Die meisten Katzen haben gute Chancen, wieder ganz gesund zu werden, wenn sie rechtzeitig intensivmedizinisch versorgt werden.
Gekippte Fenster sollten auf keinen Fall unbeaufsichtigt, ungesichert geöffnet stehen.
Um Unfällen vorzubeugen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder wird das Fenster an den Öffnungsspalten mit kleinen Gittern gesichert oder man nutzt ein komplettes Netz, das das ganze Fenster abdeckt. Dann kippt man zum Lüften das Fenster aber bitte gar nicht mehr, sondern öffnet es komplett, da das Netz alleine nicht schützt. Durch Stoßlüften werden übrigens auch Heizkosten gespart.
Bitte drückt dem armen Kater die Daumen, dass er sich erholt. Wir gehen mal wieder nicht davon aus, dass sich seine Besitzer melden und erklären, warum ihre Katze unkastriert draußen rumläuft und werden wohl auf den Klinikkosten sitzen bleiben.
