Was für ein Abenteuer
– Die unglaubliche Geschichte von „La Negra“, ihren Babys und ihrem Katerfreund „Torro“ –
Was für ein Abenteuer – auch für uns!
Ein Tag im Mai 2023. Wo bin ich? Was ist passiert? Ich habe Angst! Plötzlich ist es dunkel. Eigentlich wollten wir uns hier nur verstecken… in den Mulden von so komischen Gestellen. Auf einmal bewegen sich die Gestelle, werden hoch gehoben und auf ein riesiges Fahrzeug geladen. Wir verhalten uns lieber ruhig und verharren hier in den dunklen Mulden. Keine gute Idee. Menschen verschließen das Fahrzeug mit einer Plane. Wir sind gefangen. Es gibt keinen Ausgang.
Plötzlich fahren wir los. Es ist heiß. Die Fahrt dauert lange, sehr sehr lange. Die Babys in meinem Bauch haben kaum noch Platz. Ich habe Hunger und Durst. Eigentlich wollte ich uns ein schönes Nest suchen, wo die Kleinen zur Welt kommen können. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als sie auf dem Boden dieses Lkws zu bekommen. Kein schöner Ort.
Eins nach dem anderen erblickt in dem dunklen Lkw das „Licht“ der Welt. Ich lecke meine vier Kleinen, drei Schwarze und ein hübsches Getigertes, sauber und fresse die Nachgeburt auf. Das machen wir Katzen so. Für mich gut, wenigstens etwas im Bauch. Mein Katerfreund Torro, der mit mir reist, hungert.
Drei lange Tage sind wir unterwegs, bis wir endlich in einer lauten Halle anhalten. Jemand öffnet die Plane. Dann kommt so ein Ding namens Gabelstapler auf uns zu und will gerade die Gestelle runter heben, als der Fahrer meine Babys auf dem Boden bemerkt, gerade noch rechtzeitig, um sie nicht zu zerquetschen. Dann sieht er mich. Wo sind wir hier bloß? Es ist spät abends.
Der Mann telefoniert… mit der Tierhilfe. Da sei eine Katze mit Babys auf einem Lkw. Tierhilfe?Was sollen die machen? Inzwischen stehen ganz viele Menschen um den Lkw herum. Kurz darauf kommt noch ein Auto mit so Boxen und Käfigen. Wir verstecken uns. Meine Babys muss ich leider dort liegen lassen. Hände greifen meine Kleinen und legen sie behutsam in eine Box mit weichen Decken. Plötzlich entdecken sie auch meinen Katerkumpel. Zwei erwachsene Katzen und vier Babys auf einem LKW – Wahnsinn. Dann fangen sie an, die Gestelle abzuladen. Wir kriechen weiter. Irgendwann klettern zwei Menschen mit Box und Netz auf die bereits entladene Seite des LKW und schließen dort die Plane. Was haben die vor? Ich sitze am Ende der Gestelle auf der anderen Seite, als mich dort plötzlich zwei große Hände packen. Keine gute Idee von dem Lkw-Fahrer. Ich beiße zu, springe runter und laufe davon.
Die Tierhilfe wartet derweil auf der anderen Seite auf meinen getigerten Katerkumpel. Der Dummie rennt dann auch rüber und wird mit einem Katzenkescher eingefangen und in eine Box gepackt. Mich kriegen sie nicht. Ich bin weg. Aber wo bin ich hier? Wo sind meine Babys? Die Leute von der Tierhilfe wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich die Mama der erst 2 Tage alten Kleinen bin. Kurz darauf checken sie, dass sie nur meinen Katerkumpel Torro gefangen haben. Er wird am nächsten Tag kastriert und kommt in eine Pflegestelle der Tierhilfe. Dort lässt er sich nach zwei Monaten endlich streicheln und hat auch einen tollen Kumpel gefunden – Speedy.
Für mich stellen sie eine Woche lang Fallen in der Halle auf, die jeden Tag frisch gemacht und mehrmals täglich kontrolliert werden, aber diese bleiben leer. Nicht mal eine Maus oder Ratte fangen sie. Sie vermuten schließlich, dass ich gar nicht mehr in der Halle bin. Natürlich nicht! Das war viel zu laut und viel zu viele Menschen und Fahrzeuge. Drei Wochen lang schlage ich mich bei extremer Wärme ohne Wasser und Futter da draußen herum. Das weiß natürlich niemand. Und das Gelände ist groß. Irgendwann entdeckt mich ein Mitglied der Tierhilfe als ich an einer Halle vorbei husche – Zufälle gibt’s. Schnell wird geklärt, dass dort eine Futterstelle eingerichtet werden darf. Endlich regelmäßig Futter und Wasser jeden Abend. Bei dem warmen Wetter können sie mir nur abends etwas hinstellen. Ich war schon ganz ausgemergelt.
Meine armen Babys, wo sind sie nur? Und mein Tiger-Freund Torro? Ich hoffe, es geht ihnen gut. Nach einer Woche stellen sie eine Art Käfig auf, in dem nun das Futter liegt. Ich sehe sie nicht, aber sie sehen mich. Als es dämmert, laufe ich zu meinem gewohnten Platz, um mich satt zu fressen. Zack, dann geht es ganz schnell. Plötzlich bin ich gefangen. Am nächsten Tag bringen sie mich zu einem Tierarzt. Dort werde ich kastriert, aber es geht mir gar nicht gut. Ich habe Fieber und bin ganz dünn. Die Tante, die beim Tierarzt arbeitet, nimmt mich erstmal mit nach Hause und päppelt mich auf, bevor ich in meine andere Pflegestelle komme.
Meine Babys mussten mit der Flasche groß gezogen werden, das bedeutete alle 2 Stunden füttern. Da hatten sie aber eine tolle Pflegemama, die sich liebevoll gekümmert hat. Das kleine getigerte Katerchen, das sie Kracksel nannten, ist aber leider schon am zweiten Tag verstorben. Es war zu schwach. Ein weiteres meiner Kätzchen namens Bebibell hat es leider auch nicht geschafft, trotz Ernährung mit einer Sonde.
Aber zwei Kleine leben! Ich bin froh. Ich hatte nach der langen Zeit ja leider keine Milch mehr. Und irgendwie erkenne ich sie auch gar nicht mehr. Als sie alt genug sind, um alleine zu fressen, dürfen sie zu mir in meine Pflegestelle. Irgendwie nerven sie mich aber. Toben den ganzen Tag rum und lassen sich sogar von den Menschen hier anfassen. Ich bin da lieber noch vorsichtig. Habe einfach zuviel erlebt.
Trotzdem wünsche ich mir ein Zuhause mit Menschen, die geduldig mit mir sind. Vielleicht hat da draußen jemand ein Herz für ein etwa 2jähriges Katzenmädchen, das viel durchgemacht hat. Meine beiden Kleinen Sam und Shiela werden jetzt bald 11 Wochen alt und freuen sich auch auf eine tolle Familie.
Und natürlich auch mein Leidensgenosse, der noch schüchterne Torro, der ca. im November 2022 geboren ist und sein neuer Kumpel Speedy, mit dem er gerne spielt und kuschelt. Torro sucht ein ruhiges Zuhause, am liebsten ohne Kinder mit späterem Freigang. Speedy und ich brauchen auch Freigang.
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