59 Schicksale
Oftmals haben wir im Tierschutz die Gelegenheit, negative Erlebnisse mit neuen, positiven Erlebnissen zu überstreichen. Manches bleibt für immer, denn Tiere sind kein Blatt Papier, welches wir beschreiben und radieren können wie es uns Menschen gerade gefällt. Auf viele verschiedene Charaktere und Gesundheitsgeschichten müssen wir uns im Moment einlassen. Wir wühlen in der medizinischen Vergangenheit unserer Berliner Schützlinge und suchen nach Gründen – Ursachen – Auslösern. Einige davon sind genetisch bedingt, wie die Skelettverformungen, an denen auch der bemühteste Tierarzt manchmal nicht viel verbessern kann.
Doch wir versuchen nicht nur die schlechten Erfahrungen zu überschreiben. Wir haben auch die Gelegenheit, den verletzten Seelen erste gute Erfahrungen zu ermöglichen.
Wie zum Beispiel den zwei kleinen Familien, die mit zu den 59 Levkoys aus der vergangenen Räumung gehören.
Zwei Würfe, insgesamt 5 kleine Kitten, befanden sich inmitten des Animal Hoardings. Trotz dessen, dass der Verursacher nicht kooperativ war, konnte unser Team die jeweils zugehörigen Mütter ausfindig machen und sie durften zusammen in eine unserer Pflegefamilien ziehen.
Dort beginnt der Zauber:
Sie werden nie ein solches Leben leben müssen wie ihre Mütter es bis vor einer Woche noch taten.
Sie werden nun in einem normalen Haushalt groß, lernen ein Familienleben kennen so wie es sein sollte und dürfen ungestört bei ihren Müttern aufwachsen, bis sie groß genug für eigene Familien sind (und nachdem eine Freigabe erfolgt ist).
Schaut man in die 59 Gesichter, die den Weg raus aus dieser schrecklichen Situation fanden, findet man darunter nun auch die Allerkleinsten welche noch so klein sind, dass sie den Horror kaum wahrgenommen haben. Doch die Erleichterung über eine Zukunft in Liebe und Fürsorge sieht man ganz besonders in den Gesichtern der Mütter. Mütter, die nicht mehr benutzt und ausgebeutet werden. Die ihre Kinder aufwachsen sehen. Die Ruhe, Platz und Fürsorge erfahren.